Strömender Regen. Das ist nicht das Bild, das wir von der „Norske Riviera“ im Kopf hatten. Dabei muss man aber sagen, dass selbst die abgehärteten Einheimischen ihre Südküste so nur mit einem Augenzwinkern nennen. Andererseits: Wer am Polarkreis wohnt, auf den mögen die milden Gefilde „hier unten“ rund um Kristiansand schon durchaus mediterran wirken.
Es nützt nichts: Nachdem wir in der ersten Woche unseres Törns mit der „Rolling Swiss 2“ vom Cruising Club der Schweiz auf dem Weg von Aalborg in Dänemark über Læsø nach Skagen zwar schon viel Wind hatten, ist es nun richtig ungemütlich geworden – zum Glück erst nach unserem nächtlichen Sprung über das Skagerrak nach Kristiansand.
Zum Frühstück gibt’s sechs bis sieben Beaufort aus Osten, das Wasser spritzt über die Stege des Gästehafens. Eine wirklich dicke Princess in Luv drückt so auf die Kante, dass sie einen ihrer meterhohen Fender nach dem anderen plattmacht. Obwohl unsere Route von Kristiansand nach Arendal schon geplottet ist, entscheiden wir uns nicht auszulaufen. Hafentag! Morgen soll es zumindest ein bisschen besser werden.
Verlagssonderveröffentlichungließen, nach einem Spaziergang durch Kvadraturen (das lebendige Innenstadtviertel von Kristiansand) am Abend ins Kino zu gehen. Doch vorher entern uns die beiden Norweger vom ziemlich gebrechlich wirkenden Kutter gegenüber: Atle und sein wesentlich stillerer Kollege sind mit ihrem 8000-Euro-Neuerwerb auf dem Weg nach Stavanger, um den morschen Kahn zum Hausboot umzubauen (oder so ähnlich). Haben noch nicht mal Geld für Stühle oder Gläser. Aber für eine Flasche Whiskey am Tag. Bob Marley lächelt den Regen weg: „Don’t worry about a thing!“ Danach ins Nordisk-Film-Kino an der Vestre Strandgate: „Wonder Woman“ macht eine fantastische Figur in 3D. Auf dem Rückweg zum Boot läuft uns halb Kristiansand mit rosa Armbändern in die Arme: alle schon in Festivalstimmung. Morgen startet „Palmesus“, „Skandinaviens größte Beachparty“. Viel Spaß!